Radierungen

Was ist eine Radierung?

Ein Verfahren um Bilder drucken zu können, das in Europa um 1430 herum zum ersten Mal auftritt. Man spricht auch von Tiefdruck, weil die zu druckende Farbe in den Vertiefungen einer Metallplatte gehalten wird. 

Wie entsteht eine Radierung?

Man nehme eine Metallplatte, z.B. Kupfer, mache Löcher und Kratzer in die zuvor polierte Oberfläche, fülle diese mit Farbe, lege ein schönes weiches feuchtes Büttenpapier drauf, drehe alles durch die Druckpresse und hebe das bedruckte Blatt vorsichtig ab (vgl. Foto)

Es ist fast ein wenig wie Gold machen.

Die Säure frisst sich ins Metall, kleine Blasen steigen auf, Dämpfe schweben über der Schale, geisterartig entwickelt sich ein Bild auf der Kupferplatte, die Szenerie – überhaupt das ganze Atelier – ein alchemistisches Labor?

Wie macht man die Vertiefungen für die Farbe?

Einerseits mechanisch, indem man seine Zeichnung mit der Radiernadel in die blank polierte Kupferplatte kratzt, das ergibt eine Kaltnadelradierung und andererseits chemisch, indem man die Kupferplatte mit einem säurefesten Lack überzieht, in diesen mit der Radiernadel hineinzeichnet und diese Linien im Säurebad in die Tiefe ätzen lässt.

Warum wird heute nicht mehr radiert?

Das stimmt natürlich nicht. In der Druckindustrie ist die Radierung zwar durch schnellere, günstigere und farbigere Verfahren abgelöst worden. Aber wie alle alten Handtechniken wird sie in den Künstlerateliers weiterhin rege genutzt und gepflegt, ihrer besonderen bildnerischen Wirkung wegen. Im Internet teilen viele Künstler-communities ihre Erfahrungen und zeigen stolz ihre Werke.

In aller Kürze:

  • Jedes Blatt ein eigenes Kunstwerk, ist das Original selbst
  • Gedruckt in Thun im Dachgeschoss Hofstettenstrasse 5 von mir persönlich
  • Kleinst-Auflagen, meist weniger als 10 Drucke
  • Kleine Formate, nicht raumgreifend
  • Jedes Blatt mit Bleistift handschriftlich nummeriert und signiert

Warum ist jede Radierung
ein Original?

Weil es kein Originalbild gibt. Es gibt die Druckplatte, aber diese wird nach dem letzten Druckabzug zerstört oder so markiert, dass keine weiteren unmarkierten Abzüge mehr gemacht werden können. Zudem signiert der Künstler rechts unten jeden Abzug mit Bleistift und schreibt links die Nummer und die Auflage dazu. Und weil die Drucke von Hand gemacht werden, ist sowieso jeder ein bisschen anders.

Wer kauft heute noch Radierungen?

Kennerschaft. Und Menschen, die sich gerne verführen lassen, wissend, dass sie mit wenig Geld Original-Kunstwerke erwerben können, keine Abbildungen von Kunstwerken, nein – die Kunstwerke selbst.